Bergbau Vorderrhön

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Der Menzengraben ist ein Seitental des Felda-Flusses in der Rhön. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand in der Nähe eine Industriesiedlung, die den Flurnamen erhielt. Letztere entstand im Jahr 1911 als Bergarbeitersiedlung.  Man hatte im Untergrund Kalisalz erkundet, welches zum sog.  Werra-Kalirevier gehört. Es entstanden Schächte, Lager- sowie Verarbeitungsanlagen und ein Anschluß an die Feldabahn. Die Siedlung wurde zu einem Stadtteil von Stadtlengsfeld im Wartburgkreis von Thüringen. Die geographische Höhe des Ortes beträgt 265 Meter über NN. Der Ort verfügt über eine Ausflugsgaststätte “Am Menzengraben”, die an Fischteichen gelegen ist.

Menzengraben 2016 QR

Der Ort  kann mit dem Regionalverkehr über die Landstraße L1022 oder auf Wanderwegen von Stadtlengsfeld, Völkershausen, Martinroda, Dietlas oder Merkers aus erreicht werden. Unweit der heutigen Gaststätte lag der Schrammenhof. Er war das älteste Gebäude nahe dem Menzengraben und gehörte als Vorwerk zur Burg von Stadtlengsfeld. Die Burg entstand bereits im 13. Jahrhundert. Der als Dreiseitenhof errichtete Bauernhof lag am Rand des Wiesengrunds der Felda, etwa 100 Meter vom Fluss entfernt (vgl. Abb.1).

Menzengraben 1873a

Abbildung 1: Ausschnitt aus einer historischen Landkarte aus dem Jahr 1873 mit Stadtlengsfeld (Lengsfeld), dem Schrammenhof (Schramhof) sowie dem Menzgraben. Violette Markierung zeigt die Lage der Schachtanlage, die nach dem Jahr 1911aufgebaut wurde.

Liebig, J., 1860

Abbildung 2: Justus von Liebig (um 1860), Begründer der wis-senschaftlichen Agrikulturchemie. Quelle: Wikipedia

Kalisalz wird begehrter Rohstoff

Es war Justus von Liebig (1803-1873), ein deutscher Chemiker und Professor in Gießen sowie München, der mit seinen Entdeckungen zu Beginn des 20. Jahrhundert ein waren wirtschaftlichen Boom im Werra- und Feldatal auslöste (Abb. 2). Die praktische Anwendung seiner Lehre führte zur Vervielfachung der Ernteerträge. Die Ernährung industriell und großstädtisch organisierter Gesellschaften von heute wäre ohne Kenntnis der Liebigschen agrikulturchemischen Grundaussagen nicht möglich. So ist beispielsweise in Deutschland die agrarische Produktion zwischen 1873 und 1913 um 90 % gestiegen. Diese Zunahme basierte neben der Mechanisierung der Landwirtschaft und wissenschaftlich begründeter Tier- sowie Pflanzenzucht insbesondere auf der Verwendung von bergbautechnisch gewonnenen bzw. industriell hergestellten Düngemitteln. [3]

Abbildung 3: Prinzip des Minimumgesetzes nach Justus von Liebig. Die kürzeste Fassdaube bestimmt, wie viel Flüssigkeit im Fass verbleibt. Auf die Düngung angewendet bedeutet es, dass derjenige Nährstoff auf den Ertrag begrenzend wirkt, der in der kleinsten Menge vorhanden ist. Quelle: Wikipedia

Liebig, J. Minimum

Das von Liebig postulierte Minimumgesetz bildet die Grundlage der quantitativen Agrikulturchemie seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu jener Zeit waren viele Böden in Mitteleuropa durch die starke Nutzung an zahlreichen Nährstoffen verarmt. Das Gesetz besagt, dass derjenige Nährstoff, der im Minimum im Boden vorhanden ist, das Ertragspotenzial der Pflanze bestimmt (vgl. Abb. 3).

Es bestand ein enormer Bedarf an Kalidünger. In Deutschland und anderen Ländern betrieb man geologische Erkundungen, die zur Eröffnung erster Schächte führten. Am 23. April 1839 begann das historisch bedeutsame Staßfurter Tiefbohrvorhaben mit dem Ziel, ein Steinsalzlager zu erschließen.

Zur feierlichen Eröffnung des Staßfurter Steinsalzbergbaues am 31. Januar 1852 auf dem Kokturhof der Saline waren aus Berlin die beiden Namenspatrone der Schächte angereist: der preußische Ministerpräsident Freiherr Otto Theodor von Manteuffel und der preußische Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeit, August von der Heydt.

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